Mein Text zum Vorlesewettbewerb

Erstens kommt es anders…

 

Das Fotoatelier erreiche ich trotz Laufschritt  zu spät... Ich stürze in den Laden, die Glocke schellt fröhlich, mein Herz klopft vor Erregung, doch mein erwartungsvolles Lächeln erstirbt  und macht schnell einer Enttäuschung Platz. WO IST ER?

Eine ältere Dame mustert mich von oben bis unten: „Ich denke, Sie kommen mit Enkelkind?“

Bitte das jetzt nicht. Ich will heute Freyja sein und keine Oma!

Sie schaut in das Auftragsbuch:  Ach so,  Sie wollen so ’n bissel was anderes an Fotos?“

 

 Was soll das? Ich frage leicht verärgert und immer noch etwas außer Atem „Wo ist denn der Fotograf?“

 „Mein Sohn? Er kommt später. Ich mache das jetzt mit Ihnen.“

Mir fällt der Spruch ein:  Die Mutter war’s, was braucht’s der Worte mehr.. Die Mutter macht das, nicht der Sohn!

Eigentlich müsste ich jetzt gehen. Aber nein, das käme einem Kneifen gleich.

 Allerdings, was soll das werden mit der Fotografenmutter. Die das jetzt macht und mich kritisch mustert:

 „Sie schwitzen ja, pudern Sie sich erst mal!


„Ich benutze keinen Puder.“

 „Dann nehmen sie das Talkum hier. “? Ph.. Bin ich in einer Turnhalle?

Und überhaupt, Wo ist eigentlich meine Kosmetiktasche..

Ist sowieso egal. Ich lockere mit den Fingern meine langen Haare und beiße fest auf meine Lippen, vielleicht hilft’s ja  auch ohne Lippenstift

.Leise fluche ich vor mich hin.. Erotische Bilder? Da gehört auch ein erotischer Blick dazu. Soll ich diese Dame da etwa erotisch anschauen?

 

Erste Einstellung: „Nun das bezauberndste Lächeln der Welt aufsetzen!“ Und: „Bauch einziehen, bitte.“

Ich aber will kein bezauberndes Lächeln, ich will lasziv aussehen!  Verdammt noch mal!

Sie flötet dann, die Falten da unterm Pony, die kriegen wir

weg. Und die Hände, fügt sie hinzu, das ist eben so im Alter.

Meine Hände mit den kritisierten Adern kribbeln schon vor Erregung.

Mir ist nach einem Mord zumute. 

In diesem Augenblick erscheint der attraktive Fotograf  Er wirft mir einen vielsagenden Blick zu.

 

Schade, heißt der Blick. Schade, ich hätte das gern mit Ihnen gemacht. Vielleicht sogar mit Fortsetzung. Ich antworte mit einem ähnlichen Blick, in dem sehr viel Erotik steckt

Doch er nimmt seiner Mutter nicht die Kamera aus der Hand. Er sagt nicht, das ist mein Job. Nein, er geht in den Laden zurück.

 

Sie kommandiert: „Legen Sie sich auf den Bauch, Beine anwinkeln und lächeln, lächeln…“

Der Fußboden ist hart und kalt. Also doch Turnhalle.. Muss ich noch lange  frierend auf dem Boden liegen? Muss ich? Nein!und deshalb stehe ich jetzt  auf und sage, es reicht mir. Meine schönsten Dessous aber lasse ich im Rucksack. Sie, diese Dame wird mich darin nicht zu sehen bekommen. Sie nicht!!

Doch in diesem Augenblick betritt der Fotograf das Atelier….. und nimmt der Mutter kopfschüttelnd die Kamera aus der Hand.…

 

……© anabella freimann, Auszug aus dem 11. Kapitel von „Endlich Freyja“- gekürzt

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Waldemar Franz (Freitag, 18 April 2014 00:02)

    Hallo Regina,
    meinen herzlichsten Glückwunsch zum Abschneiden beim Lesewettbewerb 50+.
    In dem von dir vorgetragenen Stück scheint mit Sicherheit eben auch dieser gewisse, gewiss andere, Wettbewerbsgedanke durch.
    Will schnell noch einmal für deine Seite voten.
    Frohe Ostern wünsche ich dir und deiner Familie. Waldemar

  • #2

    glueckssuche (Freitag, 18 April 2014 10:47)

    Sei gegrüßt, lieber Waldemar! Danke für deinen Kommentar zu meinem Text bzw. zur Veranstaltung .
    Mit deinen Betrachtungen über den Wettbewerbsgedanken im allgemeinen und im besonderen magst du Recht haben!
    Es sei wie es sei.. dir und deiner Familie ebenfalls ein schönes Osterfest und vielen Dank noch einmal für deine Aktivitäten in Richtung meiner Texte bzw. der Hilfe beim Award!